Beschreibung
Gerhard Stalling, Oldenburg, 1927, 205 Seiten mit 150 Bildern, 1 Titelbild von A. Pfohl und 4 Anlagen (komplett), dem Buch liegen zusätzlich noch 3 kleineWerbeheftchen für Bücher des Verlages und des Autors bei. Gebunden Leinen.
Das Hin und Her der Meinungen von seiten der Fachkreise und der Öffentlichkeit auf dem Gebiete der Leibesübungen legt Zeugnis ab von dem Ringen um Klarheit, Sicherheit und Formgestaltung. Wir sehen daraus, daß unsere Anschauungen, Methoden und Vorschläge auf dem Gebiete der körperlichen Erziehung noch nicht den Anspruch darauf erheben dürfen, einwandfrei oder gar endgültig zu sein. Aber diese Tatsache ist zugleich Beweis dafür, daß aller Orten große und treibende Kräfte am Werke sind, Wege zu finden und Wege zu weisen; und — was vielleicht am wichtigsten ist — in das Bewußtsein der Menschheit aller Länder dringen neue Gedanken ein: die Notwendigkeit einer körperlichenErziehung und Ertüchtigung beginnt auch manchen bisher nur intellektuell eingestellten Kreisen aufzudämmern. Die allgemeine Welt-Wirtschaftslage drängt mit zwingender Notwendigkeit dazu, die Kräfte zu erhalten und zu stählen. Neue Werte werden ausgewiesen, ersehnt und erkämpft. Fast schon schießt manüber das Ziel hinaus, übertreibt und findet noch nicht die richtige sinnvolle Einordnung planmäßiger Körpererziehung in den Zusammenhang unseres Gesamtkulturlebens. Sport und Gymnastik werden leider vielfach zur bloßen Mode, dieden Anstürmen des Lebens nicht Stand hält und bald wieder vergeht. Es scheint uns deshalb notwendig, uns einmal auf die Grundlinien einer plan- und maßvollen Körpererziehung zu besinnen und zugleich ein wissenschaftliches Rüstzeug nach dem gegenwärtigen Stande unserer Anschauungen zu geben, um diese ungeheuer wichtigen und, wenn wir ehrlich sein wollen, noch längst nicht restlos geklärten Probleme in eine Biologie der modernen Kultur einzuordnen. Wir schildern deshalb in den Ausführungen dieses Buches unsere Erfahrungen auf dem Gebiete der Leibesübungen, insbesondere in unseren turn- und sportpsychologischen Laboratorien an den zentralen Stätten der körperlichen Erziehung in Berlin, an der Deutschen und Preußischen Hochschule und an der Preußischen Polizeischule für Leibesübungen. Daneben schien es unswichtig, immer wieder auf die interessanten Zusammenhänge mit der beruflichen und wirtschaftlichen Leistung hinzuweisen und zu versuchen, hier gewisse Grundlinien aufzudecken. Unsere Absicht in dem vorliegenden Aufriß war die, für die breitere Öffentlichkeit an Hand eines größeren Tatsachenmaterials eine Einführung in die Hauptgesichtspunkte vernünftiger und rechter Leibesbildung zu geben, insbesondere unsere Führer in der körperlichen Erziehung auf wichtige und letzten Endes ausschlaggebende Grundfragen unserer ganzen Arbeit aufmerksam zu machen. Die wissenschaftliche Grundlegung der Probleme und der Methodik haben wir früher in unserer Schrift ,,Leib und Seele im Sport« sowie in dem größeren Werke ,,Eignungs- und Leistungsprüfung im Sport« und in vielen Einzelaufsätzen ausführlich geschildert und müssen deshalb alle Stellen, die sich eingehender mit diesem Gebiet befassen wollen, auf diese Darstellungen verweisen. Die großen Probleme der körperlichen Erziehung liegen unseres Erachtens auf dem Gebiete einer rationellen und verantwortungsbewußten pädagogischen und medizinischen Beeinflußung durch sorgfältig ausgewählte und genaudosierte, individuell abgestufte Leibesübungen. Von großer Bedeutung werden die ärztlich, psychologisch und pädagogisch eingestellten Sportberatungsstellen sein, denen die folgende Darstellung nützen möge. Auch unsere junge Generation soll als Träger der künftigen Geschicke unseres Volkes zur Nachdenklichkeit und Besinnung ausgerufen werden. Mit voller Absicht haben wir die eigentlichen medizinischen Probleme, deren Darstellung von anderer Seite bereits in vorzüglicher Weise erfolgt ist, sowie die eigentlichenTrainingsregeln, deren Darstellung ebenfalls von anderer Seite gegeben wurde, nicht geschildert, sondern wir haben in den Vordergrund die Herausarbeitung der uns wertvoll erscheinenden psychotechnisch-biologischen Grundlinien gestellt, wie sie auch.