(Erdt, Paulin). Philotheens Frauenzimmer-Akademie. Für Liebhaberinnen der Gelehrsamkeit. Aus dem Französischen übersetzt von der Frau von *** Augsburg, Gebr. Veith 1783. 8°. [14] Bl., XLII, 541, (2) S. mit gestoch. Titelvignette. Hldr. der Zeit mit goldgepr. Rückenschild und reicher floraler Rückenvergoldung.
ADB VI, 195. Holzmann/Bohatta II, 4005. VD18 1071992X. – Erste Ausgabe. – Sehr seltenes Werk zur Frauen-Bildung im späten 18. Jahrhundert. – „Das »pädagogische Jahrhundert« war unter weiblichen Vorzeichen das Jahrhundert der Alphabetisierung und der Leseförderung, der vom Vertrauen in die natürliche Vernunft geprägten Bildungsprogramme und Lehrpläne sowie die Zeit der Bildungspioniere und -pionierinnen. … Im 18. Jahrhundert änderte sich der Stellenwert von Frauenbildung im Gesamtgefüge bürgerlicher Werte grundlegend. Man ging dazu über, von der jeweiligen Frau erworbenes Bildungskapital dem familiären Ansehenskapital, das sie besaß, hinzuzufügen. Besonders heiratswillige junge Frauen rüsteten im Bildungbereich zur »Aufholjagd«, um die Konkurrenz »aus den eigenen Reihen« aus dem Feld zu schlagen. Der Franziskaner und aufklärungskritische Theologieprofessor in Freiburg im Breisgau Paulin Erdt (1737–1800) machte sich das wachsende Geltungsbedürfnis der Mädchen und Frauen zunutze und entwarf 1783 ein umfassendes Bildungsprogramm für Töchter aus wohlhabenden Familien: »Kenntniß der Sprachen, die Rechtschreibungskunst, die Rechnungskunst, die Kunst von Eigenthume genaue Rechnung zu machen, die heilige Geschichte, die Geschichte des Vaterlandes, die Gelehrtengeschichte, die Vernunftlehre, Erziehungsplane [sic], Metaphysik, Naturlehre, Naturgeschichte, Tanzen, Zeichnungskunst, Musik, Naturrecht, Religion, Dogmatik, Sittenlehre, und dergleichen Studien werden wohl den Töchtern ebensowohl, als den Söhnen anstehen«. Der Nutzen dieses Bildungsprogramms lag für bürgerliche Mädchen und Frauen in erster Linie im zu erwartenden Prestigegewinn. Von diesem Nutzen sprach der katholischen Autor freilich nicht, hätte dies doch der kirchlichen Lehre widersprochen, welche von Frauen uneigennützige Arbeit im Dienst des Nächsten verlangte“ (S. Koloch, Frauen, Philosophie und Bildung im Zeitalter der Aufklärung, Berlin 2010, S. 22). – Der Allgäuer Franziskaner P. Erndt (1737-1800), Professor für Theologie in Freiburg im Breisgau, hat neben eigenen Werken auch einige Werke zeitgenössischer französischer, italienischer und englischer Schriftsteller. „Eine Haupttendenz seiner schriftstellerischen Thätigkeit ist die popularwissenschaftliche Vertretung der Wahrheiten der natürlichen und christlichen Religion und Moral gegen die Aufklärer. Illuminaten und Freidenker seines Zeitalters. Daneben beschäftigte er sich mit Vorliebe mit christlich-theologischer Litterärgeschichte, ferner mit Arbeiten auf dem Gebiete der praktischen Theologie“ (Werner in ADB). – Deckel etwas berieben, St.a.T., stellenweise etwas braunfleckig, sehr gutes dekorativ gebundenes Exemplar.
Gute Ware
alles bestens!