Fotografie
Giorgio Sommer, Napoli
etwa 1900
Zermatt & Matterhorn
Bildformat 25 x 20 cm
auf Karton 39 x 31 geklebt
Nach Abschluss einer kaufmännischen Lehre widmete sich Giorgio Sommer der Fotografie. Mitte der 1850er Jahre kam er von Deutschland nach Süditalien und führte in Rom zusammen mit Edmondo Behles ein Fotoatelier. Während dieser Zeit pflegte Sommer einen regen Austausch mit Mitgliedern des Deutschen Künstlervereins. 1857 zog er weiter nach Neapel, wo er insgesamt vier Geschäfte mit mehreren Angestellten eröffnete. Die Stadt am Golf stellte für Sommer und seine Mitarbeiter einen idealen Ausgangspunkt dar, um Landschaften und Ereignisse aus ganz Europa festzuhalten.
Giorgio Sommer begab sich während seiner Karriere als Fotograf auf ausgedehnte Reisen. Unterwegs in Italien, Österreich, Malta oder der Schweiz fertigte er für Touristen Ansichten beliebter Ausflugsziele an. Sommer verstand es, seine Fotografien im grossen Stil anzupreisen. In den 1880er Jahren erzürnte er gar den Schweizerischen Photographenverein, da er mit seinen kostengünstigen Bildern den Markt überschwemmte.
Sommer produzierte neben Cartes-de-visite vor allem grossformatige Abzüge, aber auch Stereobilder, wobei er sowohl an Auftragsarbeiten, als auch an eigenen Projekten arbeitete. Für seine Kunden entstanden Werbeprospekte und Buchillustrationen. Daneben stellte Sommer diverse Alben mit Bildserien über Aufsehen erregende Ereignisse oder Orte zusammen: 1883 dokumentierte er das Erdbeben auf Ischia, 1872 den Ausbruch des Vesuvs. Aus den 1880er Jahren sind zudem verschiedene Bilder aus der Schweiz erhalten, die auf seinen Reisen an den Lago Maggiore, zum Rhonegletscher, auf den Gemmipass oder zur Gotthardbahn entstanden.
Obwohl Sommer im Fotografenkreis aufgrund seiner Vermarktungsstrategien in Kritik geriet, schuf er mit seinen Bildern für die damaligen Touristen wohlfeile Souvenirs und hinterliess den heutigen Betrachterinnen und Betrachtern ein Werk von erheblichem dokumentarischem Wert.
Text und Zitate mit freundlicher Erlaubnis : foto-ch.ch, Mark Herren