Unterhaltungskünstler auf DDR-Ansichtskarten

Was seit Beginn der Unterhaltungsmedien ab 1930 praktiziert und für die Anhänger der Gesangs- und Filmstars produziert worden war, durfte auch im Sozialismus nicht fehlen: Starfotos und als Postkarte versendbare Autogrammkarten. Ungeachtet der Probleme beim Aufbau des Sozialismus und einer bis 1955 noch unterentwickelten eigenen Musik- und Filmbranche gaben die dafür zuständigen Staatsunternehmen (die Volkseigenen Betriebe Lied der Zeit und Progress Film-Vertrieb) schon ab 1950 die bei den Filmfans und musikunterhaltungsbedürftigen Werktätigen beliebten Autogrammkarten und Starfotos für Schlagersänger und Filmschauspieler heraus, die heute dank einer einfachen Nummerierung und erschwinglicher Preise relativ leicht auf komplett zu sammeln sind.
(Brigitte Bardot, noch ganz jung, auf einer der ersten Postkarten des VEB Progess Film-Vertrieb)
Da man in den 50er Jahren nur wenige DDR-Filmstars hatte, die auch nur nationalen Bekanntheitsgrad hatten, zeigte man schon damals auffallend viele Filme aus Ost- wie Westeuropa in den Filmtheatern und gab Postkarten mit Porträtfotos internationaler Stars wie Brigitte Bardot, Sophia LorenBurt Lancaster oder der "Lollo", aber auch westdeutscher Darsteller wie Horst BuchholzDieter Borsche oder Günter Pfitzmann heraus. Nach dem Mauerbau 1961 änderte sich diese Ausgabepolitik und wurden mehr DDR-Schauspieler und aus den sozialistischen Bruderländern auf Ansichts- und Autogrammkarten verewigt. Diese sind hier -ebenso wie Schlagersänger- in alphabetischer Folge sortiert.
(US-Schauspielstar Burt Lancaster mit verwegenem Blick)

(Die Schlager-Sängerinnen "Die Vier Kolibris" lehnen lässig an einem Geländer)


(Schauspieler Günter Pfitzmann in Anzug und Krawatte, aber ohne Edle Tropfen)

In diesem virtuellen Museum sind 330 Postkarten der Unterhaltungsbranche zu sehen, davon 111 mit Schauspielern, 83 Schlagersängern, 22 Combos, Trios und Musikgruppen, 23 Orchester und Chöre, lediglich 10 Karten zum Thema Bühne und Zirkus, sowie 30 Stück mit Fernsehansager/innen, die es seit dem Ende des DDR-Fernsehfunks nicht mehr gab.

Die Musikbranche der DDR blühte erst ab ca. 1956 allmählich mit guten Eigenkompositionen und Schlagerproduktionen auf, nachdem bis dahin mehrere westdeutsche Interpreten sowohl im DDR-Rundfunk als auch auf AMIGA-Schellackplatten dominierten. So ist auch auf dem philokartistischen Sektor erkennbar, wie sehr man in den schweren Jahren des Aufbaus der 50er Jahre bemüht war, den Fans der beliebten Unterhaltungskünstler entgegen zu kommen. So gab man 1956/1957, also nur sehr kurze Zeit, spezielle Ansichtskarten mit den Liedtexten bekannter deutschsprachiger Schlager von Leila NegraFred Bertelmann oder Gitta Lind, bis hin zu den Westberliner Travellers oder Vico Torriani heraus - exakt 70 verschiedene. 51 dieser Karten sind hier zu sehen, die ein Gefühl für die Inhalte damaliger Schlager gewähren.
(Fred Bertelsmann gibt den Rhythmus vor und erfindet den Hip! Hop!)


("Mit Lutz und Liebe" - Lutz Jahoda!)


(Ein kleines Stelldichein mit Leila Negra)
Schade war, daß man diese Kartenserie, vermutlich auf Grund der (Ost-West) Lizenzproblematik nicht weiter produzierte, denn mit der 1. Bitterfelder Kulturkonferenz 1959 und einsetzendem Elan der DDR-Musikschaffenden kam es zu einer jährlich steigenden Anzahl eigener Schlager und neuer Interpreten. Diese fanden sich fast alle auf Autogrammpostkarten von AMIGA und dem VEB Lied der Zeit wieder.
(Dean Reed - der rote Elvis - mit Schnautzbart!)

(Manfred Krug als Husar vor Berlin - ebenfalls mit Schnauzbart)

Ab den 70er Jahren wurden immer weniger Ansichtskarten für die Filmfans und Schlagerfreunde herausgegeben, geschweige denn von den bei der Jugend immer beliebter gewordenen DDR-Rockgruppen. So findet man wohl kaum Ansichtspostkarten von Karat, Puhdys, Silly oder Nina Hagen, aber auch nicht von Helga Hahnemann...
(Die Puhdys - mit 2 Schnauzbärten)

© Jürgen Hartwig - DDR-Postkarten-Museum

Zurück zu den Fachbeiträgen: Fachbeiträge DDR Postkarten

Zurück zu den Ansichtskarten: Ansichtskarten-Startseite