Ansichtskarten-Händler Reich von Europhila im Interview

Der Onlineshop „Europhila“ von Herrn Reich

Das zweite Interview in unserer neuen Reihe führten wir mit Shopbetreiber Herrn Klaus Reich vom Onlineshop „Europhila“ auf oldthing.de. Auch er bietet eine vielfältige und interessante Auswahl an Aks aus den verschiedensten Themengebieten zum Kaufen an.

Lieber Herr Reich, das Thema Ansichtskarten ist ein weites Feld, oder? Vielleicht können Sie unseren Lesern kurz die Faszination erklären?
Unter AK verstehe ich nicht nur die reine Topographie, denn es gibt darüber hinaus in fließenden Grenzen weitere Felder. Selbst innerhalb der sogenannten Topographie ist das Spektrum weit: Totale Stadtansichten, über Straßenzüge, bis hin zu einzelnen Häusern. Diese dann in verschiedenen Druckverfahren, welche z.T. sehr aufwändig waren. Weiterhin ,außer Mehrbildkarten, auch solche, bei denen das Motiv die Karte beherrscht. z.B. ein Schiff im Hafen oder ein Zug auf der Brücke, der Zeppelin über der Stadt bis hin zu Tieren auf Karten mitten in Landschaften. Diese Karten faszinieren und bilden, es erweitert sich der Horizont.

Seit wann besteht bei Ihnen diese Leidenschaft und wie kam es dazu, dass Sie anfingen professionell mit Aks zu handeln?
Mit AK befasse ich mich seit den 70er Jahren. Ich habe Überbestände an Briefmarken gegen AK eingetauscht. Diese wurden immer mehr. Zunächst habe ich diese nur eingelagert, ab Anfang der 90er Jahre dann auch schon gehandelt.

Viele Sammler spezialisieren sich auf ein Gebiet, ist das bei Ihnen als Händler auch so?
Eine Spezialisierung habe ich nicht betrieben, eher eine Generalisierung.

Wenn Sie sich selbst auch als Sammler sehen, was ist Ihr liebstes Stück?

Ich bin heute kein Sammler mehr. Selbst das Sammeln von Briefmarken, welches bei mir im Alter von 6 Jahren begann, habe ich Anfang der 90er Jahre aufgegeben. Ich finde, Sammeln und Handeln gleichzeitig, das beißt sich.

Würden Sie ein Lieblingsstück verkaufen? Bzw. anders: Verraten Sie unseren Lesern doch, was war Ihre wertvollste AK und für wie viel haben Sie sie verkauft?
Ja, ich verkaufe nach Möglichkeit heute jede Karte. Die teuerste Karte, welche ich je verkauft habe, war eine Echt-Haar-Karte. Der Erlös lag seinerzeit bei ca. 100,- DM.

(Foto: Das Ladengeschäft "i-Punkt" von Herrn Reich in Ludwigsburg)
Im Moment bieten Sie in Ihrem Shop auf oldthing.de ca. 4.000 Aks an. Irgendwo müssen die ja herkommen. Wo liegen Ihre Bezugsquellen bzw. Wie können wir uns Ihren Tagesablauf vorstellen?
Wie schon bemerkt, hatte ich diese hauptsächlich eingetauscht. Die Bezugsquellen lagen räumlich weit gestreut. Obwohl ich ein mittelgroßes Schreibwaren-Fachgeschäft mit Angliederung der Gebiete Briefmarken, Münzen und Sammlerzubehör besitze, erfolgt der Vertrieb der AK von zu Hause aus.

Das hört sich nach viel Arbeit an. Haben Sie Mitarbeiter die Ihnen dabei helfen? Würden Sie uns zusätzlich noch verraten wie viele Aks Sie im Jahr insgesamt verkaufen?
Mein Ladengeschäft liegt in einer Kreisstadt in 1b-Lage. Zur Zeit habe ich eine Mitarbeiterin und eine Auszubildende. Da ich mich relativ spät, und zunächst auch zögerlich, dazu entschlossen habe, ist der Verkauf von AK bis jetzt relativ überschaubar gewesen (mehrere Hundert etwa).

Wie unterscheiden Sie, ob eine AK interessant ist oder eben nicht? Wie kann man als Anfänger den Wert einschätzen und könnten Sie unseren Lesern zum Schluss noch ein paar Tipps zum sammeln mitgeben?
Die interessantesten Karten sind solche, welche aus kleineren Orten, kleinen Städten, Dörfern und Weilern kamen oder bei größeren Orten einen Straßenzug bzw. ein einzelnes Haus zeigen. Auch Mehrbildkarten können durchaus interessant sein. Der Wert der Karte bildet sich aus der Seltenheit, dem sich daraus ergebenden Bedarf und auch der Erhaltung. Gute bis sehr gute Erhaltung steigert den Wert nicht unbeträchtlich. Schwachstellen bei alten AK sind naturgemäß die Ecken, vorhandene Büge oder gar Knicke und Einrisse, sowie Albumspuren an den Ecken.

Es gibt Sammler, welche unbeschriebene und dann auch möglichst fehlerfreie AK suchen. Ein anderer Sammler bevorzugt gelaufene, d.h. beförderte AK, welche nach Möglichkeit aber noch die aufgeklebte Marke haben sollten (Ausnahme ist die Feldpost WK I und II). Zu beachten ist, dass bei AK mit Frankatur der Wert dieser den der Karte auch übersteigen kann. Außer unbeschriebenen und beschrieben/beförderten Karten (möglichst) mit Marke(n), gibt es auch noch beschriebene, ohne Marken (im Kuvert verschickt oder Marke abgelöst). Diese verlieren gegenüber den beiden erstgenannten Varianten etwas an Wert.

Noch eine Anmerkung: was den Wert einer AK bestimmt ist die Seltenheit oder die Häufigkeit. Ein Beispiel: eine AK, welche ich unlängst nach Polen verkauft habe, zeigte einen kleinen Ort, welcher bis 1945 zu Deutschland gehörte. Diese Karte brachte einen Erlös von 25,- €. Eine Karte mit dem Heidelberger Schloss aus den 20er Jahren hingegen ist nahezu unverkäuflich. Wenn man Glück hat, bekommt man dafür gerade mal 3,- €.

Vielen Dank Herr Reich für das informative Gespräch!

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